Geheimnisse des Bunkai
Bunkai
ist
die
sinngemäße
Anwendung
der in einer Kata enthalten Techniken.
Dabei
muß
die
Kata
die
Techniken
nicht
in
allen
Details
enthalten.
Vielmehr
ist
es
so,
dass
die
Kata
lediglich
einen
Hinweis
gibt.
Die
in
der
Kata
gezeigte
Technik
stellt
in
vielen
Fällen
nur
das
erste
Bild
eines
Films
dar.
Und
nur
wer
den
Film
kennt,
erkennt
ihn
anhand
dieses
ersten
Bilds.
In
vielen
Fällen
ist
jedoch
eine
logische
Interpretation
möglich.
Das
bedeutet,
man
kann
den
Fortgang
des
Films
erkennen,
ohne
ihn
vorher
gesehen
zu
haben.
Nur
aufgrund
dieser
Möglichkeit
können
Sinn
und
Zweck
von
Katatechniken,
auch
in
den
Fällen
entschlüsselt
werden,
in
denen
kein kompetenter Meister mehr zur
erfügung steht, oder Willens ist, die Bunkai der Kata zu lehren.
Allerdings
gibt
es
auch
Fälle
in
denen
mit
Absicht
falsche
Anwendungen unterrichtet wurden.
Im
Fall
der
Bassai
Dai
wurde
gelehrt,
dass
die
erste
Technik
(Soe
Uke
in
Kosa
Dachi)
zur
Abwehr
eines
Chudan
zuki
dient.
Wer
immer
dies
versucht,
wird
feststellen
(nachdem
er
wieder
aufgewacht
ist),
dass
er
damit
seinem
Gegner
einen
Gefallen
getan hat.
In
Wahrheit
ist
die
Technik
als
Hebeltechnik
zum
verdrehen
des
Unterarms
des
Gegners
gedacht,
was
einer
Wurftechnik,
die
denen des Aikido gleich kommt, entspricht.
Bei
der
Unterrichtung
des
wahren
Bunkai
einer
Kata
besteht
das
Problem,
dass
hier
Techniken
enthalten
sein
können,
die
mit
relativ
geringem
Aufwand
sehr
schwere
Verletzungen
hervorrufen und auch tödlich sein können.
Soll
man
wirklich
in
einem
Sportunterricht
Dinge
lehren,
die
jemanden dazu befähigen einen Menschen zu töten?
Wenn
ich
eine
potentiell
tödliche
Technik
unterrichte
und
mein
Schüler
mit
dieser
Technik
einen
Menschen
tötet,
bin
ich
dafür
zwar
nicht
verantwortlich,
aber
letztlich
die
Ursache.
Jedenfalls
bei
entsprechend
strenger
Auslegung
des
Kausalitätsprinzip.
Etwas, das jede Waffenfabrik in gleicher Weise betrifft.
Also
erlaubt
ein
verantwortungsvoller
Umgang
mit
der
Bunkai
der
Kata
nicht,
dass
alle
Möglichkeiten,
insbesondere
die
mortalen, an jeden Schüller vermittelt werden.
Bevor
ich
jedoch
nun
ein
falsches
Bunkai
unterrichte,
wie
im
Beispiel
oben
erwähnter
Bassai
Dai,
verzichte
ich
darauf
die
entsprechende Technik der Kata im Bunkai zu erläutern.
Es
sei
denn,
ich
kann
die
Technik
so
abwandeln,
dass
eine
rein
sportlich nutzbare Interpretation möglich ist.
Wenn
diese
aber
dazu
führt,
dass
ihre
Anwendung
erst
nach
1000mal üben möglich wird, ist es weder sportlich noch sinnvoll.
Grundsatz
eines
Bunkai
ist,
dass
der
Körper
es
als
logisch
empfindet.
Man
könnte
auch
sagen,
dass
der
Körper
des
Übenden es mag.
Je
länger
es
dauert
eine
Technik
zur
Anwendung
zu
bringen,
desto
unwahrscheinlicher
wird
es,
dass
sie
im
Ernstfall
mit
dem
notwendigen Automatismus funktioniert.
Andererseits,
ein
Bunkai,
das
mir
von
Anfang
an
leicht
fällt,
kann
ich
dennoch
1000mal
üben
und
werde
feststellen,
dass
ich
auch
beim 1001mal immer noch besser werden kann…
H. Haß 2016